Donnerstag, 16. September 2010

Ausstellungsansicht

Stefanie Meier



Stefanie Meier ordnet. Ein raumgreifender Stapel von aus Kartonpappe geschnittenen Buchstaben “u“, “n“ und “d“ ist an eine Eckwand gelehnt. Die einzelnen Buchstaben sind kaum mehr als solche erkennbar und erlangen durch die Schichtung eine eigenständige Form und Struktur. Die Bedeutung von “u n d“ ist nur noch zweitrangig. Die Schnittstellen der einzelnen Buchstaben treten in ihrer Materialhaftigkeit in den Vordergrund und die durch die Schichtung entstandene Öffnung schafft ein neues Raumgefüge. In einer gewissen Entfernung zu der gestapelten Arbeit, sind drei Eisengestelle nebeneinander aufgereiht, die entfernt an begehbare Ständer erinnern. Die als “Stahlregale“ konzipierten Gestelle haben sich allerdings durch ihre Anordnung aus dem gedachten Regalkontext gelöst und verweisen nur noch durch ihre äußere Form auf Mechanismen von Ordnung, Struktur und Stapeln. Die unterschiedliche räumliche Beanspruchung durch die Eisengestelle und die gelagerten Papp-Buchstaben offenbart Varianten und Möglichkeiten des Platzschaffens und räumlichen Ordnens.

Gwendolin Kremer

ohne Titel. 2010
Pappe, Stahl

Thomas Prochnow




Eine begehbare Wandinstallation von Thomas Prochnow in den RGB-Farben (Rot – Grün – Blau) gehalten, zeigt mehrere Lesarten auf. Zum einen wird hier ein theoretischer Exkurs eröffnet, der sich auf die Dreifarbentheorie bezieht, zum anderen sind in der Reduziertheit der Darstellung Parallelen zu Ellsworth Kellys Farbfeldern zu konstatieren, der bereits in den 1950er und 1960er Jahren mit den Primärfarben experimentierte.
Das additive Mischen dreier Grundfarben (Rot, Grün und Blau) führt zur Farbwahrnehmung aller anderen Farben, die durch ihren Anteil an Rot, Grün und Blau beschrieben werden können. Indem Prochnow mittels DIN-Farben seinen eigenen RGB-Raum erschafft, geht er noch einen Schritt weiter: Die Wahrnehmung des Farbraumes soll sich durch die Verwendung standardisierter Farbmittel einer individuellen Handschriftlichkeit entziehen, so ist auch kein Malduktus erkennbar. Die an Barnett Newmans sublime Farbfelder erinnernden Flächen in Rot, Grün und Blau werden dann auch in seiner Videoarbeit aufgegriffen, die Störbilder in RGB im Loop aneinanderreiht. RGB eröffnet für Prochnow die Möglichkeit, Farbe und Räumlichkeit neu zu denken und in einer abstrahierten Darstellungsform im vorgefundenen Raum umzusetzen.

Gwendolin Kremer

rgprochnow. 2010
Acrylfarbe, Video-Loop 3:30 min

Felix Schneeweiß



Felix Schneeweiß


Felix Schneeweiß hat mit dem Titel der Installation let me coach you, bestehend aus einem mit Federn gefülltem, zugebundenen schwarzglänzendem 120 Liter-Müllsack und 27 mit schwarzem Bitumenlack angesprühten Plastikkronen, bereits eine assoziativnarrative Lesart seiner Arbeit vorgegeben. Zum einen wird hier auf das legendäre Todesalter Jim Morrisons, Kurt Cobains, Janis Joplins oder auch von Dash Snow u.a. rekurriert, aber auch die Redensart vom “Teeren und Federn“ klingt in den verwendeten Materialien an. Zwei unterschiedliche Bedeutungsgehalte werden hier zueinander in Beziehung gesetzt und erfahren dadurch einen unerwarteten Bruch in der Wahrnehmung, die Schneeweißs Affinität zu metaphorischen Bildern Raum gibt.

Gwendolin Kremer

let me coach you. 2010
27 Kunststoffkronen, Bitumen, Kunststoffsack, Federn, Polyesterschnur

ohne Titel. 2010
Bleistift, Lack und Zeitschriftenausschnitt auf Papier

Denise Winter



Die Arbeiten Flur_Ansicht1 und Flur_Ansicht2 von Denise Winter beziehen sich ursprünglich auf eine Fotografie. Winter hat mittels einer Formskizze das in der Fotografie sichtbare Licht- und Schattenspiel und Reflexionen festgehalten und auf eine Aluminiumtafel übertragen lassen. Die ausgeschnittenen Flächen halten nun den eigentlich flüchtigen Charakter von Lichtphänomenen fest und entwickeln daraus wiederum ein abstrahiertes Licht- und Schattenspiel, das durch die Drehung der Tafel zu einer Rolle eine zusätzliche Qualität erhält. Die Aluminium-legierung wurde bei der einen Tafel belassen und bei der anderen Arbeit poliert, sodass sich auch in der unterschiedlichen Oberflächenbeschaffenheit die Spiegelungen des Raumes selbst bzw. die des Betrachters immer anders darstellen. Die Entwicklung von einer zwei- zu einer dreidimensionalen Arbeit im Raum ist in Winters Installation vordergründig.

Gwendolin Kremer

aus der Serie hidden landscape. 2010
C-Print

Flur_Ansicht1 und Flur_Ansicht2. 2010
AlMg3 (Aluminiumlegierung)